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Khlesl und Richelieu

Wien und Österreich haben einen Richelieu. Melchior Khlesl heißt er. Aber kaum jemand hat von ihm gehört. Auch deshalb hat Frankreich keinen Khlesl.

Khlesl und Richelieu haben als Günstling-Minister und Kardinäle Politik im 17. Jahrhundert gemacht. Der eine für Kaiser Matthias, der andere für König Ludwig XIII. und Königin Maria de‘Medici. Doch Richelieu, Arman-Jean du Plessis, Duc de Richelieu, war erfolgreich. Er ist ein Ruhmesblatt in der Geschichte des Königreichs Frankreich und der Grande Nation. Seine Karriere schmeichelt dem Nationalstolz der Franzosen und verschafft Richelieu weltweit Anhänger. Da muss nicht alles, was sich der Königsberater leistete, auf die Goldwaage gelegt werden. Richelieu avancierte zum genialen und berühmten Staatsmann.

Richelieu, die „Rote Eminenz“, ist für den früheren US-amerikanischen Außenminister Henry Kissinger der geniale Erfinder eines neuen Konzeptes der Staatskunst und Außenpolitik, das auf dem Gleichgewicht der Mächte beruhte. Die Vorstellung eines Gleichgewichts bei einer klaren Vormacht muss Kissinger gefallen.

Khlesl warnte vor dem „Drittmann“

Richelieu war jener „Drittmann“, vor dem der Kaiserberater Khlesl warnte. Wenn der Kaiser und das Haus Österreich wie auch die Reichsfürsten auf Krieg setzten, dann werde ein „Drittmann“ das ausnutzen, mahnte er. Richelieu und sein König ließen sich nicht bitten. Die Leidtragenden waren der Kaiser und der König von Spanien. Khlesl hat einfach nur recht behalten.

Recht behalten ist freilich nicht genug, um in größerem Stil in die Geschichte einzugehen. Mit seiner Friedenspolitik ist er gescheitert und von den Gegnern im Haus Österreich abserviert worden. Seine Politik mit Kalkül und sein Argument des fehlenden Geldes gegen die militärischen Haudegen und Glaubenskämpfer im eigenen Lager sind auch wenig sexy. Als quasi buchhalterischer Bremser gegen die gewalttätigen Visionäre, die mit wehenden Fahnen voranpreschen wollten, konnte er weder die Zeitgenossen noch die Nachwelt mitreißen.

Prinz Eugen hat es später vorgemacht, als er sich in die Schlacht bei Belgrad stürzte. Sicher mit militärischem Geschick, aber vor allem mit mehr Glück als Verstand konnte der Haudegen demonstrieren, wie richtig er lag, und schwang sich zum militärischen Genie und Überhelden der Habsburgermonarchie auf. Khlesl hatte dagegen mehr Verstand als Glück und verschwand weitgehend.